Neue Herausforderungen – Neue Wege

Neue Herausforderung

Das gemeinsame Beten, Danken und Singen, das gemeinsame Gotteslob und die gemeinsame Stille sind die Grundlagen jeder christlichen Gemeinschaft.
Miteinander Hören und Schweigen, Lauschen und Klagen sind der Herzschlag jeder Kirche. Diese Anliegen neu und kreativ in Wort zu bringen, um die Tradition lebendig zu erhalten, stellt auch die christkatholische Kirche vor eine grosse Herausforderung.






Neue Herausforderungen – Neue Wege

Um was geht es konkret?: Wie können wir heutzutage vom Geheimnis Gottes, vom Geheimnis der Liebe sprechen, ohne dass es abgestanden, klebrig oder einfach falsch wird. Die liturgische Sprache ruft nicht selten Missverständnisse und Unklarheiten hervor.

Zudem können wir feststellen, dass die Hoffnung vergangener Generationen, allein durch den Rückbezug auf die «Alte Kirche» eine positive Dynamik für die christkatholische Kirche herstellen zu können, zerbrochen ist. Es war zudem ein fataler Fehler, zu meinen, einfach dadurch die ‘besseren’ Katholiken sein zu können. Der damit nicht selten verbundene Hochmut der ‘Grossliturgiker’ führte zu einer Abkopplung von der Wirklichkeit vieler Menschen.

In diesem Zusammenhang sind Ritus und Sprache – und damit verbunden die Gottesrede – kurzatmig und blutleer geworden. Hier braucht es fraglos vor allem das tiefe Vertrauen in die Geisteskraft Gottes.

Das Johannesevangelium spricht davon in folgender Weise: «Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit einführen.» (Joh16,13). Wir können daher zuversichtlich sein und die Geisteskraft Gottes in uns wirken lassen, um auch in unserer Gegenwart angemessen und verständlich von der inneren Linie des Glaubens sprechen zu können.

Unsere Kirchgemeinde hat in dieser Hinsicht schon viele Schritte unternehmen können. Sicher sind die Diakonalen Lichtfeiern zu einem Ort geworden, der vielen Gemeindegliedern eine innige und angemessene Mitfeier ermöglicht. Diakonin Karin Schaub hat mit der inneren Gestalt der Lichtfeiern einen wichtigen Schritt hin zu einer neuen Sprache gemacht.

Das Kunstwerk «Wolke» von Ursula Palla im Chor unserer Kirche hat ebenfalls neue Wege eröffnet, um die wesentlichen Inhalte der christlichen Spiritualität in ein Bild, ein Symbol, ein Wort zu bringen.

Auch die Gottesdienste während der Corona-Zeit haben sich hier als wichtiges Lernfeld für die ‘fromme’ Sprache erwiesen! Zudem ist für viele Menschen die Musik das angemessene Medium, um sich dem Unsagbaren der göttlichen Weite anzunähern. Wir können glücklich sein, Musik von höchster Qualität und wunderbarer Vielfalt bei den Feiern in der Predigerkirche hören zu dürfen. Das trägt uns.

Neben diesen grundsätzlichen Herausforderungen führen auch personelle Veränderungen zu «Wandlungen». Diakonin Karin Schaub wird im Juli 2024 das Pensionsalter erreichen. An Pfingsten wird sie zudem ihr 35jähriges Dienstjubiläum feiern können. Karin Schaub ist bereit, nach der Pensionierung weiterhin pro Jahr eine gute Anzahl von Diakonalen Lichtfeiern zu gestalten. Zugleich aber gilt es, nach den Orten zu suchen, wo die Geisteskraft Gottes Menschen aus unserer Kirchgemeinde neu befähigt, dem Beten und Feiern der Gemeinde eine Sprache zu geben.

Pfarrer Max Kulzer wird Anfang 2024 85 Jahre alt. Nach vielen Jahren seines treuen Dienstes als Pensionär will er seinem Alter Respekt zollen und die Tätigkeit als Liturge und Prediger aufgeben. In einem ersten Plan ist angedacht, dass sich die Kirchgemeinde von Max Kulzer in einer festlichen Eucharistie am Sonntag, 11.2. 2024 verabschieden kann. Auch diese Veränderung wirkt sich auf die ausgewogene Balance in der Liturgie unserer Kirchgemeinde aus. Sicher ist es keine Alternative, für Vertretungen beständig ortsfremde Geistliche zu suchen und ‘einzufliegen’. Eine Möglichkeit wird bestimmt eine engere Zusammenarbeit in der Region sein.

Die Eucharistiefeier bleibt weiterhin ein elementarer Lebensvollzug unserer Kirchgemeinde. Aber sicher werden auch andere Formen des Betens und Feierns wachsen. Wir werden auch auf diesem Feld das geschenkt bekommen, was wir nötig haben. Unsere Aufgabe wird sein, das Geschenkte und Eröffnete auch zu erahnen und zu finden.

Die vierzehntäglichen Treffen von «Stille und Kontemplation» finden ein sehr erfreuliches Echo. Die Reihe «A Musical Retreat – Musikalische Einkehr», die Kirchenrätin Angela Weber verantwortet und leitet, hat grossen Zuspruch gefunden.

Mit den neuen Stationsfeiern, die der Kirchenrat an Frau Monika Hungerbühler übertragen hat, ist ein weiterer Schritt getan. Vielleicht eröffnen sich auch in der Kreativität des Zusammentreffens von «Musik und Spiritualität» weiterhin neue Formen des Betens und der Kultivierung der Erfahrung des Unsagbaren.

Ein Kurs zur Spiritualität der Psalmen, der das eigene Beten und Wahrnehmen ‘beflügeln’ kann, ist für das nächste Frühjahr angedacht.

Der Kirchenrat wird sich in der beginnenden Legislatur intensiv dieser Fragen annehmen. Dabei wird er sich von den neuen Problemstellungen nicht lähmen oder verängstigen lassen. Wir können die Herausforderungen und Aufgaben in Freiheit und Zuversicht annehmen.

Ich bin gewiss, dass der Kirchenrat und das Seelsorgeteam dabei auf die Unterstützung der gesamten Kirchgemeinde zählen können und diese auch in die Entwicklungen und Pläne einbeziehen wird.
Alles, was wir tun, stellen wir unter den Segen Gottes.

15.8. 2023

Pfarrer Michael Bangert
Publiziert von Franz Osswald am 21.08.2023   Besuche: 27 Monat