Predigerkirche

Eine Kirche mitten im Leben

Stille. Wer diese in der Basler Predigerkirche sucht, wird sie am ehesten in sich selber entdecken und erfahren. Denn in der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner ist der Puls des Lebens um den Sakralbau herum stetig spürbar: der rauschende Verkehr mit Autos, Bussen und Trams sowie die Präsenz des Universitätsspitals mit Martinshorn und Rettungs-Helikopter. Man steht selbst in der Kirche mitten im Leben. Und dennoch: Der schlichte Raum strahlt eine einnehmende Ruhe aus, er weist eine menschliche Dimension auf. Das Auge wird nicht von einer barocken Üppigkeit entführt, sondern auf kleine Details fokussiert. Hier ein Fragment einer Fensterbemalung, dort eine Ikone in einer Seitenkapelle. Der Blick bleibt an der Marienretabel und dem leuchtend roten Mund der Mutter Jesu haften oder wird von der Silbermannorgel in Beschlag genommen. Nichts wirklich Grossartiges zeichnet die Predigerkirche aus, sondern die Summe ihrer unscheinbaren, aber dennoch augenfälligen Details. Und von diesen gibt es in der Kirche viele zu entdecken.

Ein lichtvoller Ort
Die Predigerkirche ist ein lichtvoller Ort. Es lohnt sich, sich hinzusetzen und dem Spiel des Lichts im Raum zu folgen, diese luzide Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Seien es die Strahlen der Sonne, die den Raum durchmessen oder eine Vielzahl von Kerzen, die die Kirche in den Schein sanfter Lichter taucht oder das sich brechende Licht in der «Wolke» im Chorraum der Kirche (Einweihung im Herbst 2021). Da verebbt das Rauschen des Lebens von draussen – man ist ganz bei sich.

Diese Atmosphäre schätzen die Menschen, die die Predigerkirche besuchen.
Menschen, die von Freude getragen oder von Sorgen getrieben diesen Ort aufsuchen. Menschen, die ob einer gelungenen Operation oder ihrer Genesung ihre Dankbarkeit im Fürbittebuch kundtun.
Menschen, die gerade schwere Stunden durchleben und ihrer Hoffnung mit dem Entzünden einer Kerze Nahrung geben.
Menschen, die hier in einer kleinen Gemeinschaft jenen Glauben feiern, den Sie bestärkt durch das Mittragen anderer im Leben bekunden können.
Menschen, die nicht hier beheimatet sind und die Ausstrahlung dieses Kraftortes zum ersten Mal erleben.

Ein klangvoller Ort
Die Predigerkirche ist zudem ein klangvoller Ort. Höhepunkte sind bestimmt die vielen Konzerte und die vier Orgeln der Kirche. Sie bilden den inneren Puls des Alltags, werden sie doch die Woche durch von Studierenden der Schola Cantorum Basliliensis während ihrer Übungsstunden belebt. Noch keine vollkommenen Klänge, aber der Anklang zu etwas Grösserem. Vielleicht ist es das, was diese Kirche auszeichnet. Nichts Grosses und Vollkommenes, sondern viel mehr eine Ahnung davon.

Was es schlussendlich ausmacht, dass die Predigerkirche zu einem der schönsten Sakralräume der Stadt zählt, bleibt ein Geheimnis: weiss Gott, warum – und vielleicht all jene, die den Ort immer wieder aufsuchen: nicht der Stille, sondern der inneren Ruhe wegen.


Weitere Informationen zur Predigerkirche können Sie hier herunterladen:


Dokumente
Publiziert von Franz Osswald am 28.09.2021   Besuche: 161 Monat